Buch Mormon 2. Nephi | 4 | 16-35 | 16 Siehe, meine Seele erfreut sich an dem, was des Herrn ist; und mein Herz sinnt ständig über das nach, was ich gesehen und gehört habe. 17 Und doch, trotz der großen Güte des Herrn, da er mir seine großen und wunderbaren Werke gezeigt hat, ruft mein Herz aus: O was bin ich doch für ein unglückseliger Mensch! Ja, mein Herz grämt sich meines Fleisches wegen; meine Seele ist bekümmert meiner Übeltaten wegen. 18 Ich bin ringsum umschlossen, wegen der Versuchungen und der Sünden, die mich so leicht bedrängen. 19 Und wenn ich mich freuen möchte, stöhnt mein Herz meiner Sünden wegen; doch ich weiß, in wen ich mein Vertrauen gesetzt habe. 20 Mein Gott ist mein Beistand gewesen; er hat mich durch meine Bedrängnisse in der Wildnis geführt; und er hat mich auf den Wassern der großen Tiefe bewahrt. 21 Er hat mich mit seiner Liebe erfüllt, selbst bis es mir mein Fleisch verzehrt. 22 Er hat meine Feinde zuschanden gemacht und bewirkt, daß sie vor mir beben. 23 Siehe, er hat mein Rufen gehört am Tage, und er hat mir Erkenntnis gegeben durch Visionen in den Stunden der Nacht. 24 Und bei Tage habe ich mich vor ihm zu machtvollem Gebet erkühnt; ja, meine Stimme habe ich emporsteigen lassen in die Höhe, und Engel sind herabgekommen und haben mir gedient. 25 Und auf den Schwingen seines Geistes ist mein Leib auf überaus hohe Berge hinweggeführt worden. Und meine Augen haben Großes geschaut, ja, allzu groß für den Menschen; darum ist mir geboten worden, es nicht niederzuschreiben. 26 Nun denn, wenn ich so Großes gesehen habe, wenn der Herr in seiner Herablassung gegenüber den Menschenkindern mit soviel Barmherzigkeit Menschen besucht hat, warum soll mein Herz weinen und meine Seele im Tal der Trauer verweilen und mein Fleisch dahinschwinden und meine Kraft ermatten, meiner Bedrängnisse wegen? 27 Und warum soll ich mich, meines Fleisches wegen, der Sünde hingeben? Ja, warum soll ich Versuchungen nachgeben, so daß der Böse in meinem Herzen Raum finde, um meinen Frieden zu zerstören und meine Seele zu bedrängen? Warum bin ich zornig meines Feindes wegen? 28 Erwache, meine Seele! Welke nicht länger in Sünde dahin. Freue dich, o mein Herz, und gib dem Feind meiner Seele nicht länger Raum. 29 Erzürne dich nicht abermals meiner Feinde wegen. Laß nicht meine Kraft ermatten meiner Bedrängnisse wegen. 30 Freue dich, o mein Herz, und rufe zum Herrn und sprich: O Herr, ich werde dich preisen immerdar; ja, meine Seele wird sich freuen an dir, mein Gott und der Fels meiner Errettung. 31 O Herr, wirst du meine Seele erlösen? Wirst du mich aus den Händen meiner Feinde befreien? Wirst du mich zittern machen beim Anblick von Sünde? 32 Mögen die Pforten der Hölle auf immer vor mir verschlossen bleiben, weil ja mein Herz reuig ist und mein Geist zerknirscht ist! O Herr, verschließe nicht die Pforten deiner Rechtschaffenheit vor mir, auf daß ich auf dem Pfad der Niederung wandeln kann, auf daß ich mich streng an den ebenen Weg halte! 33 O Herr, umschließe mich doch ringsum mit dem Gewand deiner Rechtschaffenheit! O Herr, bereite mir doch einen Weg, daß ich meinen Feinden entrinne! Mache doch meinen Pfad vor mir gerade! Lege mir doch keinen Stolperstein in den Weg, sondern mache meinen Weg frei vor mir, und versperre nicht meinen Weg, sondern die Wege meines Feindes. 34 O Herr, ich habe auf dich vertraut, und ich werde auf dich vertrauen immerdar. Ich werde mein Vertrauen nicht in den Arm des Fleisches setzen; denn ich weiß, daß der verflucht ist, der sein Vertrauen in den Arm des Fleisches setzt. Ja, verflucht ist, wer sein Vertrauen in Menschen setzt oder Fleisch zu seinem Arm macht. 35 Ja, ich weiß, daß Gott dem gern gibt, der bittet. Ja, mein Gott wird mir geben, wenn ich nichts Unrechtes bitte; darum werde ich meine Stimme zu dir erheben; ja, ich werde zu dir rufen, mein Gott, dem Fels meiner Rechtschaffenheit. Siehe, meine Stimme wird immerdar emporsteigen zu dir, mein Fels und mein immerwährender Gott. Amen. | Freude vertreibt Kummer - dem Bösen nicht nachgeben Trotz der Freude an dem, was des Herrn ist und obwohl Nephi dank der Güte Gottes wunderbare Werke gezeigt wurden, versinkt Nephi in Unglückseligkeit und Kummer, wegen seiner Menschlichkeit, seiner Fleischlichkeit und seiner Übeltaten. Nephi gelingt die Freude nicht so recht, denn sein Herz stöhnt, weil er sich von bedrängenden Sünden umschlossen fühlt. In dieser Stimmung erinnert sich Nephi jedoch daran, in wen er sein Vetrauen gesetzt hat, nämlich in GOTT. ER war sein Beistand, ER hat ihn durch Bedrängnisse und durch die Wildnis geführt sowie vor der großen Tiefe und vor Feinden bewahrt. Und ganz wichtig: ER hat ihn mit seiner Liebe erfüllt, sein Rufen gehört, Erkenntnis gegeben und dienende Engel gesendet, weil Nephi seine Stimme in die Höhe emporsteigen lies. Auf den Schwingen SEINES Geistes ist Nephis Leib auf überaus hohe Berge hinweggeführt worden um unbeschreiblich Großes zu sehen. Da fragt sich Nephi zurecht, warum denn angesichts der barmherzigen Herablassung des HERRN, sein Herz weinen soll, seine Seele im Tal der Tauer veweilen soll und seine Kraft weniger werden soll. Nephi will sich nicht den Versuchungen und Sünden hingeben, wodurch der Böse in seinem Herzen Raum finden würde und seinen Frieden zerstören und seine Seele befrängen würde. Nephis Motto ist vielmehr: Erwachen, NICHT in Sünde dahinwelken, Freude an Gott, dem Fels seiner Errettung. Nephi bietet ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist und will sich streng an den ebenen Weg halten. Zudem will er dem HERRN weiterhin vertrauen, anstatt dem Arm des Fleisches und zu ihm rufen. Als göttliche Gegenleistung erhofft sich Nephi Erlösung, Befreiung, verschlossene Höllenpforten, geöffnete Pforten SEINER Rechtschaffenheit, Umhüllung durch das Gewand der Rechtschaffenheit und geebnete stolpersteinfreie Pfade. | Die Auswanderer haben das verheißene Land erreicht. Kurz nach dem Tod seines Vaters Lehi, äussert sich Nephi über seinen Sünden-Kummer und die Freude am Herrn. ... um 588-570 v. Chr. ... auf dem amerikanischen Kontinent ... vor der Trennung von Lamaniten und Nephiten ... |